Naturismus gestern und heute
Die ersten Meldungen über die Freikörperkultur erscheinen am Ende des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit von Korsetts und Zylinderhüten. Diese Vorkämpfer des heutigen Naturismus lebten streng vegetarisch und verabscheuten Nikotin und Alkohol. Sie strebten mit vielen sportlichen Aktivitäten nach der körperlichen Gesundheit, sowie der seelischen und sittlichen Natürlichkeit.
Aus der praktisch gelebten und euphorisch Bewegungen der Naturisten und deren Propheten mit ihren „Philosophien“ entstanden dann am Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Vereine. Die erste Vereinsgründung in Deutschland war 1903 in Klingberg am Großen Pönitzer See, in der Nähe von Lübeck.
Zeitgleich trafen sich auch die ersten Anhänger des Naturismus aus dem Großraum München zwischen Wolfratshausen und Grünwald an der Isar.
Im Jahre 1927 begann auch die Geschichte der Freien Sportgemeinschaft Amperland, als erster Münchener FKK-Verein.
Nach 1933 wurde erst das Nacktbaden verboten, die Vereine aufgelöst und einzelne Gelände geplündert. Bis 1936 blieb das Nacktbaden auf den FKK-Geländen verboten. Dann wurde es zwar nicht erlaubt, aber doch stillschweigend geduldet bis schließlich 1942 mit einer Polizeiverordnung das Nacktbaden neu geregelt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Nudisten dennoch mit argwöhnischen Blicken betrachtet. Während der Nachkriegszeit war die Bürgermoral eher zurückhaltend und ablehnend als aufgeschlossen gegenüber dem Gedanken der Freikörperkultur eingestellt.
Trotz aller Schwierigkeiten trafen sich bereits in den darauf folgenden Jahren wieder einige alte aus den Vorkriegs-Jahren und neu hinzu gekommenen Freunde des hüllenlosen Badens an der Isar südlich des Georgensteins und in der Pupplinger Au. Aber die lieben Nachbarn aus den nahe liegenden Gemeinden hatten etwas dagegen und veranlassten mit Anzeigen die Polizei dagegen einzuschreiten. Es wurden Verwarnungen ausgesprochen, Geldstrafen verhängt und es gab sogar vorübergehende Festnahmen.
Den alten Vorstandsprotokollen ist zu entnehmen, dass bereits 1948 ein Karl Hicker als Sonnenanbeter auf der Insel am Georgenstein sich mit anderen Freunden traf und nach der Vereinsgründung im Mitgliederbestand der INSEL geführt wurde.
In den 68-ern fielen dann nach und nach doch alle Hüllen, so dass nackte Hintern und blanke Busen kaum noch empörte Aufschreie auslösten.
Dies führte bei allen FKK-Vereinen zu einem Schwund der Mitgliederzahlen und brachte im Laufe der Zeit immer weniger Neuaufnahmen mit sich.
Heute wird bei allen FKK-Vereinen je nach örtlicher Lage, Mitgliederzahl und Vereinskasse mit vielerlei Angeboten versucht, den Bedürfnissen der zumeist jugendlichen Mitglieder gerecht zu werden. Angebotene, altbekannte und im Trend liegende Sportarten verbunden mit gemeinsamen Aktivitäten innerhalb und außer -halb des Vereinsgelände führen zu einem „Familiengefühl“, was für den langfristigen Bestand und Erhalt der FKK-Vereine immer Voraussetzung sein wird.
aus der Festschrift zum 50jährigen Bestehens unseres Vereins
Der Ursprung unseres Vereines
Die wirkliche Insel in der ISAR
Auf halben Weg von Straßlach nach Grünwald, kurz vor dem Georgenstein, breitet die Isar sich etwas aus und verändert jedes Jahr aufs Neue die Umrisse der zwei Kiesbänke.
Auf der kleineren der beiden Inseln trafen sich die Nackerten. Zu erreichen war die FKK-Insel über einen Baumstamm und über eine 20 cm tiefe Furt. Wer nicht schwindelfrei balancieren konnte, musste auch den ersten Wassergraben mit ca. 70 cm Tiefe durchwaten.
Wenn auch mancher heute unverzichtbarer Komfort fehlte, die Freunde der FKK-Insel waren auch nicht untätig. Neben Liegewiesen sind zwei befestigte Volleyplätze auf alten Skizzen zu erkennen.
Etwas Komfort muss schon sein – oder: immer wieder buddeln
Wie uns Elfriede Zimmert recht bildlich schildert, war bereits auf der „INSEL“ am Georgenstein buddeln angesagt. Alle Frühjahr musste die INSEL wieder hergerichtet werden, da die Isar während der Wintermonate und vor allem mit dem Frühjahrshochwasser die INSEL überschwemmt hatte. Unrat war abgelagert und die Liegeplätze, wie auch die beiden Volleyballplätze verändert. Ein paar Fleißige gab es seinerzeit natürlich auch, die lange bevor die Saison begann, die Trampelpfade überprüften und diese mit den Liege- und Volleyballplätzen herrichteten. Wer im voran-gegangenen Herbst seinen „Kühlschrank“ nicht ausge-graben hatte, musste als erstes suchen und notfalls einen neuen Topf eingraben.
Das Gelände
Nach gemeinsamen Jahren auf der Insel am Georgenstein setzten sich am 29. November 1952 die sieben Freunde Lorenz Peroutka, Dr. Paul Drossbach, Kurt Richter, Fritz Dannhorn, Hildegard Drossbach, Johann Zötsch und Michael Breitenbach zusammen und schrieben, so wie es das Vereinsrecht vorschreibt, die Gründung des Vereins: DIE INSEL – Gemeinschaft für Natur- und Sonnenfreunde e.V. auf. Zugleich verfassten sie die erste Satzung. Am 05. März 1953 wurde dann die Eintragung in das Vereinsregister vorgenommen.
Nach der Vereinsgründung und dem Eintrag in das Vereinsregister wurde sehr bald klar, dass ein eigenes Gelände – gekauft oder gepachtet – der einzige Weg sein wird, ohne Kleider den Aufenthalt in freier Natur zu ermöglichen und die Voraussetzung für ein gemeinsames Vereinsleben ist.
In zwei Versammlungen am 31.10.1961 und am 02.02.1963 beschlossen die Mitglieder mit den bisher zurückgelegten Mitgliedsbeiträgen und zusätzlichen Sonderzahlungen eine größere Summe für den Kauf und den Ausbau eines Geländes anzusparen. Bereits im Herbst 1963 weist die Vereinsbuchhaltung DM 36.000 als Vermögen aus.
In einer außerordentlichen Versammlung am 14.09.1963 erteilten die INSEL-Mitglieder dem seinerzeitigen Vorstand unter Heinz Caloué und dem gewählten Geländeausschuss die Vollmacht, zusammen Verhandlungen über ein Gelände und den eventuellen Abschluss eines Kauf- oder Pachtvertrages frei und ohne vorherige Einberufung einer Mitgliederversammlung vorzunehmen. Zur Diskussion standen seinerzeit ein Gelände im Leitzachtal und ein Gelände in Ostermünchen (ersteres Pacht, letzteres Kauf).
Nachdem die Verhandlungen über die beiden Gelände nicht den gewünschten Erfolg brachten, begann nach einer Anzeige im Landwirtschaftlichen Wochenblatt und in der Dachauer Zeitung im Januar 1964 die Suche aufs Neue. Von den über 40 Angeboten wurde nach Streichung der zu weit entfernten, zu teuren oder zu kleinen Grundstücke die in Frage kommenden Gelände besichtigt und über deren Vor- und Nachteile heftig diskutiert.
Elf Monate später, im Dezember 1964 wurde letztendlich unser Gelände in Vierkirchen mit knapp 24.000 m2 gekauft. Damit der Kauf des Geländes trotz der negativen Einstellung der Landbevölkerung zum Naturismus möglich wurde, gab seinerzeit das Mitglied und spätere Ehrenmitglied Dr. Wolfgang Piltz seinen guten Namen für den Kaufvertrag. 1972, nach acht Jahren, konnte das Grundstück auf unseren Verein übertragen werden. Schließlich wurde im Frühjahr 1976 am Süd-West-Rand ein Ackergrund mit ca. 5.000 m2 dazu gekauft, der durch seine sonnige Lage außerhalb des Baumbestandes sich für den Bau der Sportanlagen anbot.
Aber die Probleme blieben. Viele Gespräche und Verhandlungen, gerichtliche Auseinandersetzungen mit den kommunalen und übergeordneten Behörden waren notwendig. Mit Unterstützung des Deutschen Verband für Freikörperkultur DFK kamen in vielen kleinen Schritten Vereinbarungen für den Verbleib des Vereines und die Nutzung des Geländes im Sinne des Naturismus zustande.
Während das Landratsamt noch mit uns stritt, konnte am 10.01.1979 mit der Gemeinde Vierkirchen eine Vereinbarung abgeschlossen werden, nach der die Gemeinde Vierkirchen unser Grundstück als Sport- und Erholungsfläche ausweist, die INSEL höchstens 50 Wohnwagen- oder Zeltplätze belegt und die Erschließung mit Anbindung an die Straße, die Entwässerungsanlage der Gemeinde sowie das Stromnetz der Isar-Amper-Werke erfolgt. Fast 20 Jahre später, im Mai 1998 wurde von der Gemeinde Vierkirchen ein Bebauungsplan erstellt und beschlossen. Endlich war eine gesetzliche Grundlage geschaffen für den Ausbau unseres Sportparks.
So nebenbei konnten wir nach 23 Jahren nach vielen vergeblichen Anläufen im Mai 1993 die vorläufige und wenig später die endgültige Anerkennung der Gemeinnützigkeit erreichen. Wie wichtig dies ist, das hatten Anfang der 60-er Jahre die Mitglieder gesehen. Vor Kauf des Geländes musste aus der mühsam zusammen gesparten Rücklage der Verein über drei Jahre Vermögensteuer abführen.
Die erste Liegefläche mit Sichtschutz 1966
(aus der Festschrift zum 50jährigen Bestehens unseres Vereins)
Heute haben wir:
- 50 Wohnwagenstellplätze mit Strom- und Antennenanschluss (Satellit) wovon zwei Plätze als Gästestellplätze ausgewiesen sind
- 1 Vereinsheim mit Toiletten, Duschen und Stüberl mit abendlichem Ausschank
- 1 Entsorgungsinsel mit Wasseranschluss und Entsorgung der Chemietoiletten
- 3 weitere Wasserentnahmestellen
- 1 Pool für Schwimmer mit 18x6m und 1 Kinderpool mit 5m Durchmesser und Sonnenwiese
- 1 Sauna
- 1 Südwiese für Mitglieder und Gäste ohne Wohnwagen
- Kinderspielplatz
- Tennisplatz
- Volleyballplatz
- 2 Plattlbahnen
Naturist Symbol
Das Naturist-Symbol wurde im Oktober 2020 von Naturisten aus aller Welt gewählt. Es soll dazu dienen, dass FKKler/-innen sich gegenseitig erkennen, auch wenn sie Kleidung tragen.
Anerkennung des Urhebers
Das Naturist-Symbol wurde von Jacob Braun (www.sillybare.com) entworfen.
Du kannst dich mit ihm entweder auf Twitter (@sillybare) oder per E-Mail (jacob@naturistsymbol.org) in Verbindung setzen.
Das Naturist-Symbol unterliegt dem Lizenzrecht: CC-BY-SA 4.0
Im Grunde genommen heißt das auf gut Deutsch: Du darfst das Symbol so verwenden und verändern, wie du möchtest, aber du darfst darauf keine Urheberrechte in Anspruch nehmen.